Lärm – was ist das? Vereinfacht gesagt: für den Menschen unerwünschter, störender oder gesundheitsschädigender Schall. Was nun als Lärm empfunden wird, das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst einmal von der tatsächlich mess- bzw. errechenbaren Lautstärke und Tonhöhe sowie vom Geräuschpegel der Umgebung. Gemeinsam machen sie aber nur einen Teil der von Menschen empfundenen Lärmbelästigung aus. Weitere Faktoren dafür, dass etwas für jemanden als lärmend gilt, sind subjektiver Natur – etwa die Einstellung zur Lärmquelle (rockiges Lieblingslied versus Gitarrenlärm). Aber auch die Faktoren Tageszeit und Erwartungshaltung spielen eine wichtige Rolle (end- und sinnlose Baustelle versus ersehnte Bautätigkeit). Fakt ist jedenfalls, dass Lärm unsere Gesundheit beeinträchtigen kann – nicht nur durch direkte Hörschäden, sondern auch durch ein hohes, lärmbedingtes Stresslevel. Aufgabe von Christoph Lechner und seinem Team ist es, jene Faktoren, die sich objektiv festhalten lassen, aufzuzeichnen, mit den von ihnen und Kooperationspartnern erhobenen Daten komplexe Rechenmodelle zu „füttern“ und daraus Schlüsse für Politik und Verwaltung zu Gunsten der Bevölkerung zu ziehen. Wie kann man sich das im Detail vorstellen?
Drei Beispiele:
Betriebsgründung
Ein Gastronom plant, ein neues Lokal zu eröffnen. Die Gewerbeordnung sieht vor, dass dazu im Vorfeld ein schalltechnisches Gutachten erstellt werden muss, um herauszufinden, ob bzw. wie sich die Veränderung der örtlichen Verhältnisse auf einen gesunden Menschen auswirken werden. Dabei fließen Faktoren wie die Bau- und Raumakustik, die lüftungstechnischen Anlagen sowie Gastgärten und Parkplatzlärm mit ein. „So wird schon im Vorfeld eruiert, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um den Lärmpegel auf ein zumutbares Maß zu reduzieren. Andernfalls gibt es keine Bewilligung“, fasst Christoph Lechner zusammen.Lärmkartierung
Die BewohnerInnen eines Einfamilienhauses empfinden den Lärm der Landstraße, die an ihrem Eigenheim vorbeiführt, zunehmend als beeinträchtigend. Über die alle fünf Jahre neu erstellte strategische Lärmkartierung und zusätzliche weitere Berechnungen ist es möglich, für alle Häuser, die an B- oder L-Landesstraßen liegen, genaue Angaben zu Schalleinwirkungen zu machen. Dabei werden Daten zu Verkehrszahlen, der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, dem Straßenbelag oder auch dem Gelände sowie vorhandene Schutzbauten miteinbezogen. „Mithilfe dieses umfangreichen Datensatzes ist es nun für die Bezirksbehörde einfacher, Förderansuchen zu bearbeiten – etwa für den Einbau von Lärmschutzfenstern“, erklärt Christoph Lechner.Motorradlärmstudie
Viele ReuttenerInnen fühlen sich durch den Lärm der tausenden Motorräder während der warmen Monate gestört. Doch wie kann man dieses Problem seriös und nach objektiven Kriterien angehen? Mittels einer breit angelegten Studie, für die Christoph Lechner verantwortlich zeichnet, wurden zunächst Lärmdaten erhoben und diese mit Hilfe eines ausgefeilten Modells auf den Bezirk hochgerechnet. Zudem wurde eine repräsentative Zahl an ReuttenerInnen zu ihrer subjektiven Lärmempfindung befragt. „Durch das Zusammenführen der objektiv nachvollziehbaren Rechenergebnisse und der individuellen Wahrnehmungen der Bürgerinnen und Bürger kann nun ein valides Gesamtbild der Situation gezeichnet und den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern zur Verfügung gestellt werden, die daraus Maßnahmen ableiten können“, führt Lechner weiter aus.Autor: Maximilian Oswald
„Wir wissen um die negativen Auswirkungen, die Lärm auf unsere Gesundheit haben kann. Deshalb setzt das Land Tirol auf ein Bündel an Vorkehrungen, um die Lärmbelästigung auf ein Minimum zu beschränken. Beispiele hierfür sind etwa bauliche Maßnahmen wie die Umfahrung Scharnitz und die Lärmschutzwand in Grins, oder auch lokal angepasste Geschwindigkeitsbegrenzungen wie in Zirl, um die Anrainerinnen und Anrainer zu entlasten.“
LHStvin Ingrid Felipe
Services für die BürgerInnen:
1) LÄRMGEPLAGT?! So komisch das klingt: Lärm ist nicht gleich Lärm. Je nach Quelle/ErzeugerIn greifen hier unterschiedliche Rechtsvorschriften – und damit sind auch jeweils unterschiedliche Behörden bei Lärmproblemen zuständig. Auf der Seite www.tirol.gv.at/laermgeplagt finden Sie Lärm-Beispiele und die jeweils richtigen AnsprechpartnerInnen für Fragen oder auch Beschwerden aufgelistet.
2) TIRIS UMGEBUNGSLÄRM: Der Fachbereich von Christoph Lechner erstellt alle fünf Jahre eine präzise Lärmkartierung für den gesamten Ballungsraum Innsbruck, alle Tiroler Landesstraßen mit einem jährlichen Verkehrsaufkommen von über drei Millionen KFZ sowie für die Autobahnen A12 und A13 und die Schnellstraße S16. Über das Rauminformationssystem des Landes – tiris – können BürgerInnen auf einer Karte nachsehen, wann und wo mit welchem Lärmpegel zu rechnen ist – wichtig u.a. für geförderte Lärmschutzfenster. Die Karte finden Sie unter www.tirol.gv.at/umgebungslaerm in der Kategorie Raumordnung.
3) TIPPS ZU LÄRMSCHUTZ IM ANLAGENVERFAHREN: Für UnternehmerInnen oder jene, die es werden möchten, hat die Fachabteilung nützliche Informationen und Links zum Thema Lärmschutz zusammengetragen. Besuchen Sie hierfür die Seite www.tirol.gv.at/laermschutz.