Gerade in der Sommerzeit haben die Tiroler Traditionsvereine viel zu tun, wie LR Johannes Tratter weiß. Er ist in der Landesregierung für das Traditionswesen zuständig und setzt auf enge Zusammenarbeit mit den Traditionsverbänden, um die Bedeutung der Traditionspflege weiter zu stärken. „Wenn ich an Tradition denke, kommen mir Werte wie Freundschaft, Solidarität und Zusammenhalt in den Sinn. Diese zu leben und von Generation zu Generation an unsere Jugend weiterzugeben, ist Teil einer lebendigen Traditionskultur“, betont er. Der Landesrat spricht aus Erfahrung, denn bis zu seinem 27. Lebensjahr spielte er Querflöte bei der Militärmusik Tirol und ist – sofern es sein Terminkalender erlaubt – nach wie vor in mehreren Vereinen aktiv. Auch der Besuch von Festen sei für ihn eine ideale Gelegenheit, um den Kontakt und den Austausch mit den Tiroler BürgerInnen zu suchen, sagt er. Als Musterbeispiel von gelebter Traditionspflege sei hier das 25. Alpenregionstreffen im Zillertal im Mai dieses Jahres erwähnt: 10.682 Schützen, Marketenderinnen und MusikantInnen, eine Zeltstadt auf 7.500 m², 130 ehrenamtliche HelferInnen sowie 500 Schützenkompanien sorgten für Gänsehautfeeling pur.
Tradition als Fundament des Landes
Die Zahlen sprechen für sich: Mit über 15.600 aktiven Mitgliedern im Tiroler Blasmusikverband, 17.382 im Bund der Tiroler Schützenkompanien, 11.050 im Tiroler Sängerbund sowie rund 13.000 im Tiroler Landes-Trachtenverband ist die Tiroler Traditionskultur aktiv und lebendig. Hinzu kommen noch die Freiwilligen Feuerwehren, Kameradschaften, StudentInnenverbindungen, der Alt-Kaiserjägerclub, der Kaiserschützenbund Tirol, der Tiroler Kaiserjägerbund, der Sängerbund, der Tiroler Volksmusikverein sowie zahlreiche kirchliche Vereine – kaum eine Regionweist eine derart intensive und organisierte Traditionspflege auf wie das Land Tirol. Warum aber genießen die Vereine einen derart hohen Stellenwert in unserem Land? „Wir Tirolerinnen und Tiroler sind stolz auf unsere Traditionen, wir pflegen und leben sie. Die gemeinsamen Aktivitäten, das Zusammentreffen und der soziale Kontakt sind uns seit jeher enorm wichtig – hier sind Menschen verschiedenster Herkunft füreinander da, junge wie ältere. Sie erleben soziales Miteinander und das Gefühl heimatlicher Verbundenheit. Traditionsbewusst und dennoch weltoffen – das macht unser Land so einzigartig“, erläutert LR Tratter. Das Traditionswesen hat eine lange Geschichte, aber auch eine verheißungsvolle Zukunft – dafür sorgt vor allem die intensive Nachwuchsarbeit in den verschiedenen Vereinen. So wurde beispielsweise vom Landesverband der Heimatund Trachtenvereine Tirols im Jahr 1987 das volkskulturelle Leistungsabzeichen geschaffen. Eine Prüfung über Tracht, Brauchtum und Volkstanz auf hohem Niveau, um zu garantieren, dass dieses wertvolle Wissen an unsere Jugend weitergegeben wird und nicht in Vergessenheit gerät. Von den 101 Vereinen des Landesverbandes werden in 58 Vereinen Jugendliche in Jugendgruppen ausgebildet. Dabei lernen rund 1.300 Kinder und Jugendliche das „Platteln“ und andere heimische Volkstänze. Ähnlich intensiv gestaltet der Bund der Tiroler Schützenkompanien seine Nachwuchsarbeit – 1.240 Jungschützen und 443 Jungmarketenderinnen pflegen schon im Kindesalter die Traditionen und sichern die Zukunft des Verbandes. Beeindruckend ist auch, dass beinahe die Hälfte der 15.650 Mitglieder des Tiroler Blasmusikverbandes das 30. Lebensjahr noch nicht überschritten hat und rund 4.500 Kinder und Jugendliche in Ausbildung sind. Der Sängerbund widmet sich intensiv der Jugendarbeit mit eigenen Projekten und Fortbildungsangeboten für die Kinder- und Jugendchöre. Ein Zeichen für das stetig wachsende Interesse junger Menschen an Musik und dem Vereinsleben.
Autor: Maximilian Brandhuber
DAS TIROLER TRADITIONSFORUM
Um die Kooperation untereinander zu intensivieren, haben sich die größten Traditionsverbände des Landes im Tiroler Traditionsforum zusammengeschlossen. Es hat seinen Hauptzweck als Plattform für inhaltlichen Austausch. Zudem werden im Forum gemeinsame Auftritte, etwa bei Gedenkveranstaltungen, besprochen und koordiniert. Das geschieht in enger Abstimmung mit der Repräsentationsabteilung des Landes. Aktuell sind zwölf Verbände im Traditionsforum Tirol vereint, insgesamt zählen sie rund 78.000 Mitglieder. Durch die enge Vernetzung der Traditionsverbände konnte das gegenseitige Verständnis gestärkt werden, zusammen geeint agiert man gemäß dem Motto „Altes bewahren, Neues erfahren“.